sektor klimaneutral werden zu wollen“, so Annegret Dickhoff, Projektleiterin beim Naturschutzverband BUND und Mitbegründerin der KLUG-Allianz. Auch Praxisinhaber:innen sollten deshalb ihren Beitrag leisten, sei er auch noch so klein. Und das ist gar nicht so schwer, wie viele glauben: Am Beginn des Weges zur nachhaltigen, klimaneutralen Praxis steht dabei am besten die Analyse des eigenen ökologischen Fußabdrucks – also des Ist-Zustands der jeweiligen Praxis. Denn nur ausgehend von diesem Befund können Einsparpotenziale identifiziert und sinnvolle Maßnahmen abgeleitet werden. Für die Berechnung des CO 2 - Äquivalent-Fußabdrucks gibt es verschiedene Online-Plattformen, beispielsweise den CO 2 - Rechner von KlimAktiv.de. Danach geht es an die Umsetzung, und diese ist schon auf den ersten Metern hin zum gewünschten Soll-Zustand oft sehr befriedigend. Die empfohlenen Stellschrauben sind 5. Wären alle Gesundheitssysteme der Welt ein Land, wäre dieses Land der fünftgrößte Treibhausgasemittent. Quelle: Health Care Without Harm Gegensteuern: Bewusstes Heizen hilft dem Klima und bringt zudem finanzielle Vorteile. nämlich häufig leicht zu drehen und führen schnell zu einem verblüffenden Ergebnis. Wie in dem vielleicht wichtigsten Handlungsfeld, dem Einsparen von Energie. Hier bedarf es nur kleiner Verhaltensänderungen, wenn man beispielsweise Geräte ganz ausschaltet, anstatt sie im Stand-by zu belassen, oder wenn man nur stoßlüftet, anstatt die Fenster den ganzen Tag zu kippen. Hinzu kommt, dass diese Maßnahmen nicht nur gut für das Klima sind, sondern ebenso für das eigene Portemonnaie. Angesichts explodierender Energiekosten macht schließlich auch die Politik Druck für sinkenden Verbrauch und ermöglicht es Mieter:innen etwa aktuell per Verordnung, weniger zu heizen, auch wenn das laut Mietvertrag nicht gestattet ist. Und für Inhaber:innen großer Praxen und Therapiezentren (ab 1.000 m 2 ) wird, ebenfalls mittels Verordnung, ein sogenannter hydraulischer Abgleich verpflichtend, um den Gasverbrauch zu senken. „Keinen Müllhaufen hinterlassen!“ Wie wird eine Praxis nachhaltig und klimaneutral? Für den Ergotherapeuten und Praxisinhaber ANDREAS BOHMANN aus Berlin ist das eine Frage, bei der das ganze Team beteiligt werden sollte. Herr Bohmann, wie kamen Sie darauf, Ihre Praxis klimaneutral machen zu wollen? Der Klimawandel ist für mich privat schon lange ein Thema. Ich finde, wir müssen dringend etwas ändern, sonst hinterlassen wir unseren Kindern einen Müllhaufen, eine kaputte Erde! Und irgendwann habe ich erkannt, dass ich auch in meiner Praxis etwas verändern muss. Deshalb haben wir uns zunächst einmal im Team zusammengesetzt, um uns gemeinsam zu überlegen, wie wir das Thema angehen können. Erwarten Sie, dass sich Ihre Mitarbeiter:innen in ihrer Freizeit dafür engagieren? Nein, natürlich nicht. Das ist bezahlte Arbeitszeit. So ein großer Aufwand ist das aber auch nicht. Wir sind zwar mit zwei ganztägigen Workshops gestartet, jetzt treffen wir uns aber nur noch einmal im Monat für vielleicht zwei bis drei Stunden. Und wir haben uns in drei Kleingruppen aufgeteilt, zu den Themen „Energie“, „Mobilität“ sowie „Einkauf und Praxisorganisation“. Dann hat sich noch eine Gruppe „Kommunikation“ gebildet, die den Prozess begleitet. Warum war es Ihnen wichtig, das im Team zu machen? Aus drei Gründen: Erstens war es mir wichtig, das nicht von oben herab durchzudrücken, sondern die Mitarbeiter:innen auf diesem Weg mitzunehmen. Zweitens kommt man, wenn man gemeinsam überlegt, auf mehr gute Ideen. Und drittens erhöht es natürlich die Chancen, dass dann letztlich auch alle mitziehen. Ist diese Strategie aufgegangen? Das wird sich jetzt erst zeigen. Beim Workshop haben einige Mitarbeiter:innen mitgemacht, das hat schon einmal gut geklappt. Aber wir möchten ja, dass 100 Prozent des Teams dann auch die von uns beschlossenen Maßnahmen umsetzen. Das ist in der Regel auch kein Problem. Aber wenn es zum Beispiel darum geht, bei Hausbesuchen auf das Auto zu verzichten und stattdessen mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen zu fahren, ist damit zu rechnen, dass nicht alle mitziehen. Umso wichtiger ist es, den Prozess mit guten Argumenten zu begleiten und für alle transparent zu machen. Was haben Sie sich sonst noch überlegt – vielleicht auch als Tipp für andere Praxen? Es gibt viele Dinge, die man ändern kann. Die meisten tun auch gar nicht weh, zum Beispiel wenn man den Stromanbieter wechselt und nur noch Ökostrom bezieht. Oder wenn man konsequent nur noch Recyclingpapier benutzt. Ein Tipp, der sich sogar langfristig rechnet, ist die Umrüstung auf smarte Heizungsthermostate. Mit ihnen kann man viel Energie und damit sogar auch Kosten sparen. — ZUKUNFT PRAXIS TITEL11
Laden...
Laden...